Grundlagen Computernetze |
Prof. Jürgen Plate |
Datenrate: | 10 MBit/s |
Maximale Länge des gesamten Netzes: | 2500 m |
Maximale Zahl der Knoten: | 1024 |
Medium: | Koaxkabel, Basisbandübertragung |
Zugriffsverfahren: | CSMA/CD |
Datenprotokoll: | Frames variabler Größe |
Die Daten werden in Paketen gesendet und mit Verwaltungsinfo zu Beginn und
CRC-Prüfinfo am Ende versehen (Ethernet-Frame). Ethernet basiert, wie andere
Netze auch, auf einer Sammlung von Medium- und Protokollspezifikationen.
Zuunterst liegt die physikalsche Ebene; sie umfaßt neben der Verkabelung auch
die Signalerzeugung und -kodierung. Als Ethernet von DEC, Intel und Xerox aus
der Taufe gehoben wurde, gab es nur eine Verkabelungsart, der heutige
Ethernet-Standard kennt eine Vielfalt von Topologien. Ethernet-Anwender müssen
bei der Vernetzung nicht nur zwischen den Protokollen auf den höheren Schichten
wie TCP/lP und IPX/SPX unterscheiden, sondern auch noch den richtigen
Ethernet-Frame wählen. 'Server not found' oder ähnliche Fehlermeldungen
stellen sich manchmal selbst dann ein, wenn alle Ethernet-Treiber auf
Workstation und Server korrekt geladen sind und keine Kabelprobleme bestehen.
Der Grund liegt nicht selten darin, daß Ethernet nicht gleich Ethernet ist.
Gleich vier verschiedene Dialekte sind heute in Gebrauch, die erschwerenderweise
ziemlich inkonsistent benannt sind. Kein anderes lokales Netz weist diese Eigentümlichkeit
auf. Groß sind die Unterschiede nicht; sie beschränken sich auf ein paar Bytes
in den übertragenen Datenpaketen (Frames) und lassen sich in der Regel durch
einfache Konfigurationsänderungen der Netztreiber regulieren. Die elektrischen
Anschlußbedingungen im weitesten Sinne sind für die verschiedenen LAN-Typen
standardisiert. Es handelt sich dabei um die Standards des IEEE (Institute of
Electrical and Electronic Engineers, USA). Das IEEE ist eine internationale
Vereinigung, die sich mit allen wesentlichen Aspekten der Elektrotechnik beschäftigt.
Viele ISO-Normen (International Standards Organization) beruhen auf
IEEE-Empfehlungen. Verbindlich für lokale Netze sind die Empfehlungen des
Subkomitees mit der Kurzbezeichnung 802. Eine relativ neu gegründete Runde
beschäftigt sich mit drahtlosen LANS (802.11). Physikalisch handelt es sich bei
Ethernet immer um einen Bus, an den die Stationen elektrisch parallel
angeschlossen sind. Das klassische Ethernet benutzt als Medium das yellow cable,
ein dickes, vierfach abgeschirmtes Koaxkabel. Die beiden Enden des Kabels sind
mit speziell angepaßten Widerständen abgeschlossen. Wenn eine Station nun
Daten an eine andere senden will, schickt sie elektrische Wellen auf Reisen.
Diese Wellen breiten sich vom Anschlußpunkt der Station nach beiden Seiten hin
gleichmäßig aus. Irgendwo auf dem Weg liegt dann der Empfänger, der die Welle
am Kabel abgreifen kann und für die weitere Nutzung aufbereitet. Unabhängig
davon wandert die Welle jedoch weiter, bis sie die Leitungsenden des
Ethernet-Kabels erreicht hat. Dort wird ihre Energie vollständig von den
Abschlußwiderständen aufgenommen, so daß es nicht zu Reflexionen kommt.
Nach einer gewissen Zeit, die aus der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle und
der Entfernung der sendenden Station zu den beiden Kabelenden resultiert, ist
die Signalwelle 'verschwunden' und das Kabel wieder frei. Dieses Prinzip liegt
allen Ethernet-Varianten zugrunde. Es gibt jedoch Unterschiede in der Topologie
des Netzes und beim verwendeten Kabel.
Der Standard legt aber auch das Aussehen der Daten fest, die auf die Leitung
gesendet werden. Die Daten werden in Paketen, sogenannten 'Frames' zusammengefaßt.
Jedes Paket trägt zu Beginn Verwaltungsinformationen (z. B. Absender- und Empfängerstation,
Länge, etc.) und nach den Nutzdaten schließt sich eine Prüfinformation an.
Leider gibt es keinen einheitlichen Frame, sondern entwicklungsgeschichtlich
bedingt Frames mit unterschiedlichem Aufbau. Es gab bereits
Ethernet-Installationen, lange bevor dieses Netz unter der Nummer 802.3 vom IEEE
(Institute of Electrical and Electronics Engineers) standardisiert wurde. Was
Novell eigenmächtig als 'Ethernet 802.3' bezeichnet, ist jedoch etwas anderes.
Die Präambel dient zur Synchronisation, sie besteht aus einer Folge von '10101010'-Bytes. Der SFD hat an der letzten Stelle eine '1' (10101011). Die Längen der einzelnen Teile (in Byte) sind in der Grafik eingetragen. Sind weniger als 46 Datenbytes zu übertragen, muß mit Füllbits ergänzt werden, um die minimale Slot-Time zu erreichen.
Diese 802.2-Erweiterung mit der eigenen Protokoll-ID AAh stellt weitere fünf
Bytes für die Protokoll-Identifikation des darüberliegenden Protokolls bereit,
davon drei für eine Herstellerkennung. Der bekannteste Nutznießer hiervon ist
AppleTalk. Auch die Millionenschar der TCP/IP-Anwender könnte ihre
Ethernet-II-Pakete mit der zwei Byte langen Protokoll-ID dank SNAP in ein
IEEE-konformes Format bringen - doch TCP/lP funktioniert auch ohne Standard und
den zusätzlichen Protokoll-Overhead. Da TCP/lP eine von anderen
Transportprotokollen unerreichte Bedeutung gewonnen hat (man denke allein an das
Internet), empfiehlt es sich, wenn irgend möglich, durchgehend den Frame-Typ
Ethernet II einzurichten. Häufig erzwingen dir Gegebenheiten auch die weitere
Berücksichtigung von Ethernet 802.3: Einige ältere, auf NetWare spezialisierte
IPX-Printserver zum Beispiel mögen keinen anderen Rahmentyp. Der von Novell zur
Zeit als Default-Typ verwendete 802.2 hat nur dann Berechtigung, wenn statt TCP/lP
und IPX OSI-Protokolle zum Einsatz kommen sollen.
Für welchen Rahmen Sie sich auch entscheiden, auf jeden Fall sollten Sie ihn in
der entsprechenden Konfigurationsdatei explizit angeben. Sonst kann es
passieren, daß nach einem zunächst einfach erscheinenden Update von
Workstation-Treibern nichts mehr läuft. Es sollten auch alle Server und
Workstations im Netz den gleichen Frametyp verwenden, da sonst die Performance
stark abnehmen kann (nämlich dann, wenn einige Server ein Protokoll ins andere
umsetzen müssen).
Ausbreitungs- faktor |
Medium |
---|---|
1.00 | Vakuum |
0.77 | Koax-Kabel |
0.60 | Twisted-pair-Kabel |
Aber wozu ist dieser Wert bei Netzen interessant? Nehmen wir als Beispiel für die folgenden Berechnungen das 10Base2-Ethernet-Kabel.
Nehmen wir nun an, daß zwei Stationen A und B, die sich an gegenüberliegenden Enden des Kabelsegments befinden. Die Station A sendet zum Zeitpunkt t ein Datenpaket ab. Die Station B sendet ihrerseits zum Zeitpunkt t + (T - dt), also kurz bevor das Signal von A bei B ankommt. Damit A die Kollision erkennen kann, vergeht nochmals die Zeit (T - dt), also insgesamt t + 2*(T - dt).
Für den Grenzfall können wir dt gegen 0 gehen lassen, woraus folgt, daß die Dauer der Übertragung eines Datenblocks mindestens 2*T betragen muß, damit eine Kollision bei CSMA/CD sicher erkannt wird. Ein Datenblock muß also mindestens diese Zeit 2*T zur Übertragung benötigen.
Die kleinste erlaubte Packetgrösse vom 64 Byte benötigt bei 10Base2 51.2 µs,
um komplett gesendet zu werden.
Ein Signal, das 51.2 µs dauert, legt im Coax-Medium folgende Strecke zurück:
0.77 * 3 * 108 = 231 * 106 m/s 231*106 * 51.2*10-6 = 11827.20 m = 11.82 kmDas 64-Byte-Ethernetpacket benötigt also für die Strecke von 2 * 2,5 = 5 km im idealen Fall nur etwa die Hälfte der minimalen Übertragungsdauer von 51.2 µs. - die LAN-Sepzifikation beinhaltet somit eine Sicherheitsreserve um dem CSMA/CD-Protokoll des Ethernet auch im realen Fall zu genügen.
Das ideale Beispiel ist sehr weit von der Realität entfernt. Es liefert jedoch ein Gefühl für die Zeiträume, mit denen beim Ethernetverkehr gerechnet wird. Für jeden Planer eines Netzes ist es wichtig, möglichst genau den "worst case" seines Netzes zu kennen, damit sicher gestellt ist, daß die Kollisionsbehandlung korrekt arbeitet. Dazu werden die jeweils am weitesten entfernten Netzwerkdevices einer Kollisionsdomäne betrachtet. Hierbei ist sowohl die Entfernung, als auch die zwischen Ihnen liegende Netzhardware zu beachten.
Entsprechend jedem physikalische Element auf der Strecke zwischen den Netzwerk-Devices (Hin- und Rückweg) werden bestimmte Werte addiert. Dies sind die sogenannten "Bitzeiten", die spezifisch für jede Hardware sind. Diese Bitzeiten sind entweder aus der Literatur oder der jeweiligen Herstellerbeschreibung zu entnehmen. Aber nicht immer findet man alle Werte; dann muß man allgemeingültige Werte benutzen, z. B. 8 Bitzeiten für einen Repeater. Diese Zahl soll das Zeitintervall repräsentieren, die ein Repeater benötigt um das Ethernetpaket weiterzuleiten.
Ist jede auf der Strecke befindliche Hardware in die Rechnung eingeflossen, so erhält man den Round Trip Delay (RTD). Der RTD muß unter einem definierten Schwellwert liegen. Dieser Schwellwert von 51,2 µs entspricht 512 Bitzeiten. Zur Erinnerung: das kleineste Paket hat 64 Byte = 512 Bit Länge. Dieser Wert wird auch als "Slot-Time" bezeichnet.
Das Kabel zwischen AUI und MAU hat abweichende Spezifikationen (Twisted-Pair, jeweils für Senden und Empfangen getrennt, abgeschirmt), seine Maximallänge beträgt 50 m, die Mindestsignalausbreitungsgeschwindigkeit beträgt 0,65*c = 195000 km/s. Daraus folgt eine maximale Laufzeit von 0,05/195000 s = 0,256 Mikrosekunden.
Da sich maximal drei 10Base2-Netzsegmente über Verstärker (Repeater) verbinden lassen, ergibt sich eine Maximallänge von 1500 m, und so eine Laufzeit von 13 Mikrosekunden. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß bis zu sechs Transceiverkabel beteiligt sein können (je eines an den Stationen und je zwei an den beiden Repeatern). Die maximale Verzögerung ist hier also 3,08 Mikrosekunden. Wenn man noch die Zeiten für die Collisionserkennung im Ethernet-Interface und weitere Hardwareparameter berücksichtigt, kommt man auf die im Ursprungsdokument von 1980 angegebene maximale Laufzeit von 45 Mikrosekunden.
Zu lange Kabel, zuviele hintereinandergeschaltete Repeater, aber auch das
Ausreizen der im Standard angegebenen Parameter kann durchaus im Zusammenspiel
mit Komponenten, die am Rande der Toleranzgrenze liegen, zu Fehlfunktionen führen.
Daher sollte man die angegebenen Längen immer unterschreiten. Auch bei der
Planung von Netzen ist zu berücksichtigen, daß Kabel niemals in
"Luftlinie" verlegt werden und die Kurven und Schleifen in den
Kabelkanälen sich schnell addieren.
Layer | Aufgabe | |
7 bis 4 | Application Presentation Session Transport |
Später weitere Erläuterungen |
3 | Network | Wegewahl, Vermittlung |
2 | Data Link | Zusammenfassung der Bits in Blöcke (Bytes, Frames), Flußsteuerung, Reihenfolgesicherung Fehlererkennung in Blöcken und Korrektur |
1 | Physical | mechanische Charakteristika (z.B. Pin-Belegung, etc.), elektrische, elektromagnetische, akustische, optische Charakteristika, Übertragungsart (z.B. analog/digital, synchron/asynchron, Modulation etc.) |
Ethernet und IEEE 802.3 sind im OSI-7-Schichten-Modell in der zweiten Schicht
angesiedelt, wobei man diese Schicht beim IEEE802.3 zusätzlich einmal
unterteilt in die Schichten 2a: Media Access Control (MAC) und 2b: Logical Link
Control (LLC).
Als Beispiel sind in Schicht 3 die Protokolle IPX (Internetwork Package
Exchange) von Novell und IP (Internet Protocol) aufgeführt.
Zitat aus The Ethernet Sourcebook, ed. Robyn E. Shotwell (New York:
North-Holland, 1985):
``The diagram ... was drawn by Dr. Robert M. Metcalfe in 1976 to present
Ethernet ... to the National Computer Conference in June of that year. On the
drawing are the original terms for describing Ethernet. Since then other terms
have come into usage among Ethernet enthusiasts.''
Die erste Skizze ist auch noch überliefert:
For a report on the experimental Ethernet system by two of the inventors see:
Ein Bericht der Erfinder über das Experimental-Ethernet findet man in dem
Zeitschriftenartikel:
Robert M. Metcalfe and David R. Boggs.``Ethernet: Distributed Packet
Switching for Local Computer Networks,'' Association for Computing
Machinery, Vol 19/No 7, July 1976.
Eine Zusammenfassung des Patents ist im WWW unter http://patent.womplex.ibm.com/details?patent_number=4063220 zu finden.
Sehr umfassende Informationen über das Ethernet sind auch unter http://wwwhost.ots.utexas.edu/ethernet/ gespeichert.
Jahr | Bezeichnung | "Spitzname" |
1982 | 10Base-5 | Yellow Cable |
1983 | 10Base-2 | Cheapernet |
1985 | 10Broad-36 | Breitband |
1985 | 1Base-5 | StarLAN |
1991 | 10Base-T | Twisted Pair |
1993 | 10Base-F | Fibre Optics |
1995 | 100 Base-X | Fast Ethernet |
1998 - | Gigabit Ethernet |
mit freundlicher Unterstützung von Herrn Prof. Jürgen Plate